Wien (7.12.2017) – Tonia Kos, eine der wenigen österreichischen Vertreterinnen der informellen Kunst, wurde heute in Anerkennung ihrer langjährigen Tätigkeit als Malerin und Grafikerin der Berufstitel „Professor“ verliehen. Kos, die auch im Rahmen verschiedener Kulturvereine und –initiativen sowie als Kostümbildnerin für Theaterproduktionen tätig war, feiert in diesen Tagen ihren 75. Geburtstag.
Foto (c) BKA / Regina Aigner. Bild: Am 7. Dezember 2017 überreichte Charlotte Sucher (l.) die Urkunde, mit der Tonia Kos (r.) der Berufstitel Professorin verliehen wurde
Tonia Kos, geboren 1942 in Sachsen-Anhalt (Deutschland), kann auf fast vier Jahrzehnte vielfältigen künstlerischen Schaffens zurückblicken. Dabei entwickelte sie einen eigenen abstrakten Stil, der dem Informell verpflichtet ist, dem „kontrollierten Zufall“, wie eine Ausstellung 2003 hieß. Kennzeichnend für ihre Bilder ist eine 1998 von ihr entwickelte Technik des Farbauftrages. Häufig überschreitet sie dabei mit reliefartigen Sandspuren die Grenze des Zweidimensionalen. Auch bei ihrem grafischen Werk, das vor allem Ätzradierungen und Lithografien umfasst, steht die Arbeit mit Strukturen im Zentrum.
Das künstlerische Werk von Tonia Kos umfasst darüber hinaus Objekte und Installationen, von Arbeiten mit Zement über Textilien bis hin zu einer meterhohen Stahlplastik, die im Rahmen eines Symposiums 1998 in Japan entstand. Ihre Arbeiten wurden im Rahmen von weit über 50 Einzelausstellungen und rund 100 Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt, so in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Italien, Tschechien, Russland, China, Japan, Korea und der Mongolei. Tonia Kos hat zudem Kostüme für Theaterproduktionen entworfen, darunter viele Jahre für die Sommerspiele Stift Altenburg.
Tonia Kos war und ist in verschiedenen Kunst- und Kulturinitiativen aktiv, seit 1988 als Mitglied und später auch Vorstandsmitglied im Kunstverein Künstlerhaus Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler, in der österreichischen Haiku-Gesellschaft und in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs. Sie hat an verschiedenen Symposien im In- und Ausland teilgenommen und sich um die Vernetzung und den Austausch mit China und Japan verdient gemacht.
Tonia Kos entwickelte schon früh ein Interesse am Künstlerischen: „ Mit 16 Jahren habe ich eine Redeübung über Picasso gehalten, und meine ersten abstrakten Formen gezeichnet. Ideen in Malerei, Installationen und Grafik umzusetzen, ist mein Lebensinhalt.“ Sie absolvierte eine Ausbildung im Modedesign, war später Gasthörerin bei Prof. Eva Choung-Fux und Prof. Florentina Pakosta. Erste Ausstellungen folgten ab Anfang der 1980er-Jahre. Studienreisen und die Teilnahme an Symposien und Kunstmessen führten sie nach Deutschland, China und Japan. Tonia Kos wurde mit dem Preis der Stadt Krems (1986), dem Theodor Körner-Preis (1988), dem Hans Czermak-Preis (1992), und dem Anne Goldenberg-Sitftungspreis (2006) ausgezeichnet. 2004 erhielt sie den Orden von den Niederlanden und Hispanidad. Ihre Werke sind in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
Zitate und Pressestimmen zu Tonia Kos
„Wenn, nach einem Wort von Walter Benjamin, Aura die einmalige Erscheinung einer Ferne ist, so nah diese auch sein mag, so stellen sich die Werke von Tonia Kos diesem Begriff, der mitnichten, wie Benjamin mutmaßte, durch technische Reproduzierbarkeit zerstört werden könnte.” (Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, 1993)
„Wenn Tonia Kos ihre Farbe mit dem Pinsel wirft, dann besteht keinerlei Ähnlichkeit mit den wüsten ,Ejakulationen‘ von Jackson Pollock. Verhaltene Sinnlichkeit, Harmonie, Stille, viel Weiß. Chinesisches Papier legt sich darüber wie die dünne Haut auf der heißen Milch, in die man hineingeblasen hat.“ (Claudia Aigner, Wiener Zeitung)
„Charakteristisch für die Arbeiten von Tonia Kos ist die kontemplative Sinnlichkeit undeutbarer Zeichen, gestaltet aus der Vielschichtigkeit des Materials, das seine Geschichte sichtbar in sich trägt. Die Radierungen von Tonia Kos bewegen sich zwischen der konkreten Lebenserfahrung und der abstrakten Kunst-Welt. (Dr. Philipp Maurer, Wiener Kunsthefte)
„Tonia Kos’ Bilder erreichen mitunter monumentales Format und greifen in ihrer Ausdehnung in den Raum ein. Die Leinwände sprengen die Grenzen des Zweidimensionalen. Zum einen suggeriert die Allover-Struktur eine endlose Fortsetzung des Bildlichen, zum anderen weitet sich die Bildfläche durch die Pastosität des Auftrages ins Plastische aus. Das Bild erhält dadurch eine spezifische Gegenwärtigkeit.“ (Dr. Elisabeth Voggeneder, Kunsthistorikerin)
„Kontrolle und Zufall gehören zu ihrem Lebenswerk so wie Yin und Yang. Tonia Kos fühlt sich stark angezogen von der asiatischen Kultur – und auch hingezogen. So hat sie in Japan, China (u.a. Art Shanghai) und Korea schon häufig ausgestellt und ist in diesen Ländern die wohl bekannteste österreichische Künstlerin.“ (Hubert Thurnhofer, der Kunstraum, der 2015 eine Sonderschau der Künstlerin organisiert hat.)
„Vollends ungegenständlich und auch im Titel nicht an Gegenstände erinnern wollend sind die Bilder von Tonia Kos. Wie entstehen solche Bilder? Wie ein Karatekämpfer sein ganzes Wesen, alles was er erlernt hat und seine ganze Kraft in einem einzigen Schlag mit der Handkante versammelt, so arbeitet Tonia Kos aus der Emotion heraus, mit unerhörtem gestischen Aufwand. Hier wird eine Materialschlacht betrieben, der sich der Betrachter nicht entziehen kann: gestisch, haptisch und dennoch so unerhört ästhetisch. Farben schwemmen und Striche bauschen, so hat Otto Breicha diese Art des Malens einmal genannt. Und manchmal verlässt das Bild sogar die Wand und macht sich im Raum breit.“ (Elfriede Bruckmeier, Schriftstellerin und Journalistin)
Bilder und Ausstellungen der Künstlerin
Lebenslauf der Künstlerin
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