„Eine Blume ist relativ klein. Jeder hat viele Assoziationen mit einer Blume ... also sagte ich mir - ich werde malen was ich sehe - was die Blume für mich ist, aber ich werde sie groß malen und die Betrachter werden überrascht sein, sich Zeit nehmen um sie anzusehen. Ich werde sogar vielbeschäftigte New Yorker veranlassen sich Zeit zu nehmen um zu sehen, was ich in den Blumen sehe.“ Diese Worte hat Georgia O’Keeffe, die bekannte amerikanische Malerin, in einem Radiointerview formuliert. Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort sagte die israelische Malerin Bella Lifshits im Interview: „Ich male einen Apfel, aber nicht nur einen Apfel. Ein Apfel mit etwas drin - ich ging hinein, sah einige interessante Dinge und eine ganze Welt entstand ... Ich wollte etwas zeigen, das tief in der Blume ist. Mein Enkel gab ihm einen Titel - A Flower Womb.“
Pumpkins, Pastell auf Papier, 100 x 70 cm
Lifshits – ebenso wie Georgia O’Keeffe - beobachten die Blume oder die Pflanze und tauchen dann in ihre Tiefen ein. Ihre Gemälde bewegen sich an der Grenze zwischen Realismus und Surrealismus, aber es ist weder das eine noch das andere. Sie verlässt sich auf das, was sie sieht, oder auf ein Foto, das ist ihre erste Inspirationsquelle ist, aber sobald das Bild gezeichnet ist, nimmt es ein Eigenleben an; es wächst und breitet sich aus, öffnet sich und verzweigt sich. Das Auge der Künstlerin zusammen mit dem Pinsel orchestriert eine Zoom-in-Aktion, um das Auge des Zuschauers näher an die geheimen Welten der Flora heranzuführen. Wenn Lifshits die Natur oder das Wesen der Dinge studiert, verbindet sie damit ihre eigene Natur - die Art, wie sie Dinge präsentiert oder wie sich die Dinge ihr präsentieren. In ihren eigenen Worten: "Ich wollte sehen, was drin ist, und ich glaube, ich habe es erfasst."
So wird der Künstler beim Malen einerseits mit der Blume vereinigt und andererseits allmählich von ihr getrennt. Mit Hilfe des Pinsels, der mit der Kraft des Künstlers aufgeladen ist, entwickelt sich die Blume oder Pflanze von selbst: sie breitet sich aus, gewinnt neue Farben, eröffnet immer neue Schichten. Es scheint, dass Lifshits die Seele der Blume so weit aufdeckt, dass sie ihr Unterbewusstsein berührt. "Eine ganze Welt", wie sie sagt, "wie ein Mensch, glücklich und traurig." Das von ihr gewählte Bild, das die Künstlerin als Thema des Gemäldes wählt - ob Stillleben oder lebendige Natur - ähnelt ihrer Meinung nach immer einem Menschen.
Pumpkins Seed, Pastell auf Papier, 70x50 cm |
Ihre aktuellen Arbeiten konzentriert sie sich auf den Kürbis, den Lifshits als Symbol des Lebens betrachtet. In ihren Gemälden erzählt der Kürbis ihre autobiografische Geschichte. Er steht für die Erkenntnis, dass auf Momente des Leidens und des Schmerzes normalerweise ein volleres, glücklicheres und erfüllteres Leben folgt. Für Lifshits bedeuten die perfekte Form und Farbe des Kürbises Vollständigkeit, Fruchtbarkeit, Licht und Wärme. |
Bei der Eröffnung ihrer Ausstellung im Jahr 1923 sagte O’Keeffe: "Ich stellte fest, dass ich Dinge mit Farben und Formen zum Ausdruck brachte, die ich nicht anders sagen konnte - Dinge, für die ich keine Worte hatte." Fast hundert Jahre später, an einem völlig anderen Ort, scheint es, dass Lifshits - vielleicht unwissentlich - genau dieselben Worte wählt, indem sie Bilder aus der Pflanzenwelt auswählt, ihre Farben mit Formen aus ihrem eigenen mentalen Katalog verknüpft, sodass diese Kombination zu einem Gemälde wird. Durch Form und Farbe übersetzt Lifshits Emotionen und entschlüsselt die Geheimnisse der Natur sowie die Geheimnisse ihrer eigenen spirituellen Natur. |
Red Flower, Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm |
Kunstraum 1090 und I.C.U.
in Kooperation mit „CAN“ Israeli Art Reality Magazine
www.kunstsammler.at + www.icu-art.com
Siehe auch: Farben, Emotionen und mehr - Ausstellung im Kunstraum, November 2018