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Laudatio von Hubert Thurnhofer. Vorsitzender der IG Galerien

 

12. Oktober 2015 - Die Einleitung zur heutigen Buchpräsentation wäre normaler Weise in einem Satz erledigt: Begrüßen Sie einen Autor, den man in dieser Runde nicht vorstellen muss, der ein Buch geschrieben hat über einen Maler, den man in dieser Runde nicht vorstellen muss. Aus gegebenem Anlass erlauben Sie mir aber noch ein paar Sätze mehr.

 

„Der Mikl“ ist nämlich ein Buch, das mir mehr über die österreichische Kunstgeschichte nach 1945 gesagt hat, als alle bisherigen Bücher, die ich darüber gelesen habe. Die fiktive Autobiografie kreist um folgend Themen:

Mikl und die Frage was ist Kunst.
Mikl und die Wiener Akademie
Mikl und die Politik, insbesondere die Politiker als Teilmenge der Bürokratie
Mikl und die Medien

 

Kunstmediator Der Mikl 

 

Dazu ein Zitat: „Damals, als ich die Hawranek erfand, waren Zeitungen praktisch die einzigen Medien. Der einzige Müll, der anfiel, war Zeitungsmüll. Zeitungskritikermüll. Inzwischen ist dieser Müll ins Hunderttausendfache angewachsen. Es gibt nicht bloß Zeitungen, es gibt Radio und Fernsehen, das über Satellit in die ganze Welt ausgestrahlt wird. Und damit gibt es eine weltweite Verbreitung der Phrasen-Drescherei, …“ (S. 133)

Und Jahre später sagt Mikl: „Noch immer waren Journalisten im Allgemeinen und Kunstkritiker im Speziellen meine besonderen Feindbilder. Dabei hatte ich nicht mehr viel Grund, mich zu beschweren. Die Kritiken über mich wurden besser. Spätestens seit der Biennale Venedig versuchte man, mir zu schmeicheln. Ich ärgte mich trotdem. Ich ärgerte mich über den Blödsinn, der geschrieben wurde, weil es Blödsinn war. Aber ich ärgerte mich genauso über Kritiken, die ins Schwarze trafen, gerade weil sie ins Schwarze trafen.
Ich bin Maler. Ich entblöße mich bis zum Äußersten. Aber das heißt nicht, dass irgendein Esel das Recht hätte, meine Entblößungen zu kommentieren.“ (S. 214)

 

Was würde Mikl heute sagen, konkret zum heutigen Abend? Konkret über das Medienecho, das ein unglaublich authentisches Buch über einen wichtigen Wiener Maler ausgelöst hat. Ich will nicht lamentieren, dass eine Buchpräsentation über den Mikl keine einzige ORF-Redaktion aus dem vorzeitigen Winterschlaf gerissen hat. Nur bei der Internetsuche nach dem Namen „Mikl“  findet man auf der News-Leiste von google sehr viel über Mikl... und zwar Mikl-Leitner.

 

Ich erspare mir hier einen Kommentar über Politik, will aber doch einen Kommentar über Medienpolitik vielmehr die Politik der Medienmacher an dieser Stelle anbringen.

 

Die Frage stellt sich heute nicht mehr, WIE die Journalisten schreiben - objektiv, subjektiv, dumm, gscheit - sondern was sie überhaupt schreiben, d.h. WIE sie selektieren. Fast täglich werde ich mit dieser Frage konfrontiert. Unfreiwillig.

 

z.B. Naturhistorisches Museum
Die „Umbettung“ der Venus von Willendorf wurde begleitet von der Präsentation der Venus-Balloons von Jeff Koons. Die Presse und Der Standard  standen sofort Schlange um ein Interview – nicht beim Direktor des Naturhistorischen, sondern bei Jeff Koons. Eine eigenständige, kritische Auseinandersetzung mit dem Werk von Balloon-Koons hätte den Redakteuren wohl zu viel abverlangt.

 

z.B. Mucha (wer kennt Mucha?)
Ressler: „der Jugendstil-Maler....“
Ich wusste, dass Sie ihn nicht kennen. Christian Mucha, Verleger und Chefredakteur von extradienst, hat seinen Juwelier verklagt, weil er ihm angeblich falsche Rubine verkauft hat. Der Kurier – das intellektuelle Großformat -  hat der Gerichtsverhandlung eine halbe Seite gewidmet. Der Stv Chefredakteurin des Kurier, mit der ich auf facebook befreundet bin, hab ich daraufhin geschrieben:

Dass der Fliegenschiss von Herrn Mucha (Vorsicht Wortspiel!) von „Heute“ und „Österreich“ breitgetreten wird, ist wohl klar. Aber eine halbe Seite darüber im „KURIER“ ist ein redaktionelles Armutszeugnis.

Martina Salomon:
Hm, ich glaube das war nur im Kurier Kompakt, unserer Nachmittagszeitung so groß. Nicht um "normalen" Kurier.

Reply:
Sie glauben? Wo könnte man denn in Erfahrung bringen, wie die Fakten aussehen?

Martina Salomon, die im Kurier regelmäßig (Vorsicht Wortspiel!) salomonische Kommentare schreibt:
Bitte künftig per Mail solche Beschwerden schreiben - Facebook leite ich nicht weiter. Es war eine halbe Chronikseite. Falls Sie sich aufregen wollen: Bitte bei Chronik-Chef Michael Jäger oder Helmut Brandstätter.

Reply:
Ich will mich nicht "aufregen". Ich will aufklären.
Ende der Unterhaltung.

 

Damit komme ich zurück zu  „Der Mikl“: „Der Satiriker beschäftigt sich nicht mit den Tatsachen, sondern mit den Ursachen.“ (S. 140)

 

Herr Ressler, das ist eines der vielen treffenden Zitate, die Sie uns von Mikl vermittelt haben. Dafür, und für Ihre Jahrzehnte lange Vermittlungstätigkeit als Auktionator, aber auch als Autor von einem Dutzend Büchern, bin ich Ihnen so dankbar, dass ich mein ganzes Gewicht als Vorsitzender der IG Galerien in die Waagschale geworfen habe, dass ich in diesem Jahr den Preis der IG Galerien, den Kunstmediator 2015, an Sie überreichen darf.

 

Kunstmediator 2015 a500

Foto (c) Helmut Rybar, v.l.n.r: Otto Hans Ressler, Hubert Thurnhofer, Atanas Kolev (Atelier an der Donau, Kunstmediator 2014), Johanna Penz (Art Innsbruck, Kunstmediator 2009)

 

Über den Kunstmediator
Die IG Galerien (Interessensgemeinschaft Galerien für zeitgenössische Kunst) verleiht den Award „Kunstmediator“ einmal im Jahr an Personen oder Organisiationen für besondere Verdienste in der Vermittlung von Kunst. Der Award ist jedes Jahr ein Unikat,  eine Edelstahlskulptur von Franz Wieser.

 

Über Otto Hans Ressler und sein Buch "Der Mikl" siehe

 

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