Hochwertiges Kunstbuch mit 296 Seiten in gebundener (fadengeheftet) Ausführung.
Schutzumschlag bedruckt.
Illustriert mit Werken (Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie) von über 130 internationalen KünstlerInnen, Texte zur Kunst und zu KünstlerInnen und Texte namhafter LiteratInnen.
Größe 29 x 29 x 3 cm.
ISBN 978-3-903030-80-0
Preis incl. Lieferung Österreich u. Deutschland: 49,50 €
Vorwort von Hubert Thurnhofer
Hat das 21. Jahrhundert schon begonnen?
Nun sind die ersten beiden Jahrzehnte dieses Jahrhunderts auch schon wieder vorbei, und so stellt sich die Frage welche Spuren es in der Kunst hinterlassen hat. Hat es einen neuen Jugendstil hervorgebracht? Gibt es ein Äquivalent zum Expressionismus? Haben Avantgarde, Futurismus, Kubismus, Dadaismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts – so wie 100 Jahre davor – neue Türen aufgestoßen?
Erstmals in meinem Leben muss ich eine Bankrotterklärung abgeben: obwohl ich täglich mit zeitgenössischer Kunst zu tun habe, sehe ich weit und breit keine Antwort auf diese Fragen. Ich sehe keinen neuen Stil, keine neue Richtung, ja, noch nicht einmal eine Andeutung von einem Trend. Die einzig mögliche Antwort lautet: Anything goes! |
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Haben die Künstler und Künstlerinnen ganz einfach die Themen der vergangen 20 Jahre verschlafen? Datenschutz, Datamining, Künstliche Intelligenz, Internet 4.0 – die großen Themen unserer Zeit haben mit Digitalisierung zu tun. Doch wo bleibt die Kunst 4.0? Ganz im Sinne von Joseph Beuys' Diktum „Jeder Mensch ist ein Künstler“ könnte man sagen: Kunst 4.0 – das ist das Selfie! Das Selfie als Ikone der Kunst 4.0 ist ein universales Phänomen im globalen Dorf. Wenn schon nicht stilprägend als Kunst, so doch dominanter Ausdruck eines Lebensstils. Interessant nicht nur für Verhaltensforscher, sondern auch für Kunsthistoriker.
Internet 4.0 bedeutet Vernetzung aller Dinge. Stichwort Smart-House, in dem alle Elektrogeräte über ein Device gesteuert werden und sogar autonom miteinander kommunizieren. Social Media ist das Smart-House im globalen Dorf. Hier kommuniziert heute jeder mit jedem und rund um die Uhr. Nur wer permanent seine Selfies im Internet hinterlässt, der existiert – wobei facebook nur noch Oldies benutzen, die Jungen sind auf snapchat aktiv. Selfie ergo sum! Eigentlich braucht künftig jeder Mensch zwei Leben. Das erste Leben um ohne Unterlass unendlich viele Selfies zu produzieren. Und ein zweites Leben, um diese Bildlawine auch mal anzuschauen. So sollten die Menschen künftig wenigstens 150 Jahre alt werden.
Diese ironische Übertreibung wird allerdings von Vertretern des Transhumanismus allen Ernstes weiter getrieben; hochkarätige Forscher und Opinionleaders in Silicon Valley glauben mittlerweile an das ewige Leben durch die Verbindung von Mensch und Technik. Demnach soll es bereits in 20 Jahren möglich sein das Bewusstsein zu scannen, womit es in der Cloud für ewig weiter leben kann. Die Künstlerin und Autorin Tatyana von Leys hat darüber ein lesenswertes Buch geschrieben.
Wenn das 20. Jahrhundert mit politischen und kulturellen Revolutionen begonnen hat, ist dann die Kunst des 21. Jahrhunderts eine Gegenrevolution? Eine Revolution gegen die technische Revolution der Digitalisierung? Ja. Und im besten Fall inkludiert diese Gegenrevolution auch ein Statement gegen die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Es sind die traditionellen Medien Malerei und Skulptur, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben und die auch in unserem Jahrhundert weiter leben. Nicht nur aus Traditionalismus, sondern auch aus Überzeugung, dass auch traditionelle Techniken mit innovativen Ideen weiter entwickelt werden können.
Es wäre spannend zu wissen, ob Kunsthistoriker im Jahr 2121 Kunst und Informationen über Kunst aus dem Jahr 2020 noch in analoger Form studieren oder nur noch digital. Sicher jedoch ist: in den Archiven dieser Welt werden analoge Werke wie ARTEDITION überleben. Doch viele digitale Speichermedien unserer Zeit wird man in 100 Jahren nicht mehr lesen können.