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Vierzig schwarze Texte (von Hilde) und Holzschnitte (von Richard), die zum Nachdenken anregen, sind in dem Buch "Kerbungen" versammelt, das im Herbst 2021 erschienen ist.

 

von fäden gezogen

von fäden gezogen

in normen geschnürt

marionetten

hastend

vom heute ins morgen

Langthaler Kerbungen 250
 Langthaler und gestern nacht 250  

und gestern nacht

erledigungen - immer neue,

heute, morgen, übermorgen,

eine endlose kette bis ins grab –

das war´s dann wohl, das leben.

und gestern nacht?

war’s nur ein feiger fluchtversuch

in fremde wärme - fremde arme, fremde lippen

oder war‘s ein kurzes stückchen leben -

in fremden gassen

im mondlicht unter‘m sternenhimmel.

wir kommen aus der ewigkeit

wir kommen aus der ewigkeit

wir gehen in die ewigkeit

und in der kurzen zeit dazwischen …..

schauen wir ständig auf die uhr

Langthaler wir kommen aus 250

Langthaler in unsichtbaren netzen 250

in unsichtbaren netzen

in unsichtbaren netzen der normen gefangen

unsichtbar und doch gewaltig

gebunden an netze der zynischen normen

an deinem hals mühlsteine

an pulsierendem schuldgefühl

die augen ins leere

schleppst du den karren

Die Texte sind eine Auswahl aus dem 80-jährigen Leben der Autorin, die nicht nur die zweite Frauenbewegung in Österreich aktiv mitgestaltete, sondern auch die Friedens-, Ökologie- und sogenannte Dritte-Welt-Bewegung. Ihre Aufzeichnungen geben einen intimen Einblick in ihre Gefühlswelt: Von der Auflehnung einer Jugendlichen, über die als Persönlichkeitsspaltung erlebte Vielfalt der Ansprüche, die zu permanentem Stress und zum Gefühl, in eine Tretmühle geraten zu sein, führen, bis zum Kampf gegen die Depression, der sie über alle Stationen ihres Lebens begleitete.

 

Das lebenslange politische Engagement wird in Reflexionen über die afrikanische Gesellschaft, in der die Familie Langthaler mehrere Jahre im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit verbrachte, den Krieg in Jugoslawien und die Diskriminierung von MigrantInnen sichtbar. Am Ende steht die Auseinandersetzung mit dem Tod.

 

Richard Langthalers grafische Interpretationen geben Einblick in eine 50-jährige künstlerische Zusammenarbeit des Paares. Die Holzschnitte sind meist realistisch, oft werden verschiedene Zeitebenen oder Empfindungen auf ein Blatt gebannt. Texte und Bilder finden so auf mehreren Ebenen zusammen: auf einer künstlerischen, einer politischen und einer zwischenmenschlichen.

 

Die Autorin

Hilde Langthaler, geboren 1939 in Graz, studierte Medizin und praktizierte als Ärztin u. a. in der Entwicklungszusammenarbeit in Nord- und Schwarzafrika. Die zweite Lebenshälfte verbrachte sie in Wien, war aktiv in der Frauenbewegung tätig und Mitbegründerin des Wiener Frauenverlags sowie Vorstandsmitglied des Österreichischen SchriftstellerInnenverbandes. Sie schrieb u.a. Bühnenstücke, Drehbücher und Kurzgeschichten. Hilde Langthaler verstarb 2019 in Wien.

 

Der Zeichner

Richard Langthaler, geboren 1942 in Kirchberg/Wechsel (Niederösterreich), studierte Theologie in Wien und Innsbruck und Sozialwissenschaften in Löwen (Belgien) sowie Soziologie in Graz. Ab 1968 Einsätze im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit im Kongo und in Burkina Faso, danach in entwicklungspolitischen Institutionen in Wien tätig. Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft in Wien. Ab 1960 Holzschnitte und Holzskulpturen, die vor allem soziale Realitäten, menschliche Beziehungen, Politik, Partnerschaft und Familienleben widerspiegeln.

 

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