„Der neue Messebesitzer Dmitry Aksenov hatte angekündigt, mehr russische Sammler zur Viennafair bringen zu wollen, die langfristige Strategie der Leiterinnen sieht anders aus. Ihr Dreistufenplan zündet mit: Die Messe soll populär werden. Mit neuen Besuchern - Studenten, Familien, Senioren - will man die Besucherzahlen (im Vorjahr rund 17.000) aufbessern“, berichtet Katrin Fessler in derstandard.at am 11.10.13.
Kommentar H.T.: Studenten, Familien und Senioren – zur „Aufbesserung“ einer Kunstmesse? Nichts gegen Studenten, Familien und Senioren in der Familienpolitik. Aber wie bitte soll damit eine Kunstmesse „aufgebessert“ werden? Vielleicht wollen die Organisatoren der Messe damit neben OMV endlich auch ÖBB als Sponsor gewinnen?
„Popularität sei aber genauso Konzept, sagt Zaman: "Wir wollten etwas gegen die Gesetze des Kunstbetriebs machen." Kunst mache glücklich, so die These, ob nun an der eigenen Wand, im Museum oder in der Messekoje betrachtet: Kunstkauf ist nachrangig. Die Viennafair als Event kollektiven Beisammenseins.“ standard.at am 11.10.13.
Kommentar H.T.: Da wird sich Dmitry Aksenov aber freuen, dass seine Direktrice öffentlich gegen die Interessen des Investors und gegen die Interessen von 127 Ausstellern auftritt. Die Frau hat offenbar noch nie in ihrem Leben eigenes Geld riskiert und noch nie die Abkürzung ROI (return on investment) gehört.
Bild: Natalia Koreshkova (li) und Zuzanna Svancarova auf der ViennaFair 2013 Quelle: facebook
„Die russischen Freunde der Albertina haben die ersten Ankäufe des Kunstmuseums ermöglicht. Zum Auftakt der Viennafair hat Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder drei Bilder der 1978 geborenen bulgarischen Künstlerin Sevda Chkoutova aus ihrer Serie "Paradiesvögel" sowie Fotoarbeiten des russischen Künstlers Wadim Guschtschin erworben.Bis zu 300.000 Euro jährlich hofft Schröder künftig durch den neu gegründeten Freundesverein für Kunstankäufe aufbringen zu können, die ersten 50.000 Euro hat er kürzlich freigegeben.“ Quelle: oe24.at und OTS der Albertina.
Kommentar H.T.: So also erkauft sich der Russe Dmitry Aksenov IMAGE in Österreich. Er reiht sich nicht einfach in den bestehenden Freundeskreis der Albertina, sondern gründet seine eigenen „Freunde“. Mit diesen Freunden bestimmt er, was der Direktor der Albertina auf der Messe ViennaFair, die dem „Freund“ zufällig mehrheitlich gehört, einkaufen darf. Issja schön, wenn das Geld in der Familie bleibt!
„Ich würde mir 25.000 Besucher wünschen“, gibt sich Steinbrecher-Pfandt ehrgeizig. Gerade für Einsteiger könne die Messe aufgrund ihrer Definition „im sehr guten Mittelsegment“ interessant sein. „Wir definieren uns nicht über die Großen“, sagt sie, und meint damit große Galerien, aber auch große Künstlernamen. „Die Etablierten haben es hier in den letzten Jahren schwer gehabt, manche Galerien sind nicht wiedergekommen. Wenn sie das irgendwann wieder tun, freuen wir uns, aber wir konkurrieren nicht um die Flagships - da haben wir eine andere Position.“ Quelle: ORF.at
Kommentar H.T.: Dass auf der ViennaFair keine „Flagships“ zu finden sind, wird besonders GaleristInnen wie Hilger, Kargl, Knoll, Krinzinger, Mauroner, Ruzicska u.v.a. freuen!
„Trotzdem, die Viennafair hat sich als Herzstück des Wiener Kunstmarktplatzes etabliert. Das hat auch die endgültige Machtübernahme durch den russischen Immobilienentwickler Dmitry Aksenov nicht geändert, der bereits voriges Jahr stiller Eigner war und sich erst unlängst von Partner Sergey Skaterschikov trennte. Die Messe wird jetzt zu 70 Prozent von Aksenov und zu 30 Prozent von der bekannten Wiener Gruppe von Sammlern und Mäzenen gehalten. Mit Skaterschikov scheint es noch offene Rechnungen zu geben, Aksenov erklärte bei der Viennafair-Pressekonferenz den von Skaterschikov gegründeten Ankaufsfonds, der 2012 rund 600.000€ auf der Messe investiert hat, für ruhend. Bis die Besitzansprüche an den Werken geklärt sind, was bis Jahresende passieren soll, so Aksenov“, so Almuth Spiegler in diepresse.com am 9.10.13
Kommentar H.T.: Der anbiedernde Titel „Viennafair: Wiens beste Kunstmesse der Stadt“ und der sehr diplomatisch gehaltene Text kaschieren nur ansatzweise das Chaos, das der noch vor einem Jahr hoch gejubelte Skaterschikov hinterlassen hat. Seit Jahresbeginn war im Management der ViennaFair offenbar keiner für nix zuständig, wie ich beim simplen Versuch, eine Vereinbarung für einen Medienstand zu treffen, feststellen musste.
„Zaman: Die letzte Messe hat gezeigt, dass es in Österreich zwar einige etablierte Sammler gibt, sonst aber eher Zurückhaltung herrscht. Das unterscheidet die hiesige Situation von anderen Ländern. Kunst zu sammeln wird hier nicht als Selbstverständlichkeit gesehen. Die junge Generation setzt andere Prioritäten: Familie, Freizeit, Wohnen usw. Wir wollen zeigen, dass sich Dinge nicht ausschließen. Auch Kunstsammeln ist ein nettes Hobby, Teil der Kultur.
Steinbrecher-Pfandt: Das Problem ist ein europäisches. Die Jungen sammeln lieber Poster. Sie kaufen Kunst erst, wenn sie es zu einem gewissen Wohlstand gebracht haben. Dabei ist das Sammeln nichts Elitäres, Exklusives, und es ist doch viel besser, sein Geld in Kunst zu investieren als in Handtaschen! Und warum dekorieren die Leute ihre Wohnung nicht gleich mit einem einzigartigen Kunstwerk?“ So die beiden künstlerischen Direktorinnen der ViennaFair im Interview mit diepresse.com am 2.10.13
Kommentar H.T.: Ich bin ein Befürworter, Kunst niederschwellig anzusetzen und unterschreibe auch die im Interview geäußerte Ansicht „bereits mit 500 Euro ist man dabei, das kann sich jeder leisten. Auch die größten Sammler haben so angefangen.“ Doch dass diese Prämisse zur Conclusio verleitet, Kunstsammeln sei „ein nettes Hobby“ und solle mit dem Kauf von Handtaschen in Konkurrenz treten, das setzt unterschwellig das relativ Banale einer Handtasche mit dem absolut Besonderen eines Kunstwerkes auf eine Ebene.
„Begehrter als der Eintritt in die VIP-Lounge sind die Einladungen zu einer der privaten Sammlerpartys, die das Herzstück des (inoffiziellen) VIP-Programms sind. Denn in Wien ist es nun einmal anders als bei der Frieze in London oder der Art Basel, erklärt Viennafair-Leiterin Christina Steinbrecher-Pfandt. Hier sind die internationalen Sammler, die man einlädt, noch nicht so vernetzt, nicht unbedingt jeden Abend schon verplant. Man muss ihnen praktisch jeden Abend etwas bieten – nach Messeschluss wohlgemerkt. Man möchte sich selbst ja nicht konkurrieren. Es gibt eine Viennafair-Bar in einem zentral gelegenen Hotel als Anlaufpunkt, die Vernissage natürlich, die Aftershowparty, Cocktails von Sponsoren und Museen, eine Party im 21er Haus und vieles mehr. 10.000 VIP-Packages hat man heuer verschickt, wie viele tatsächlich kommen, ist allerdings noch unklar. Zusätzlich konnte jeder Galerist zwei Sammler nominieren, die dann auch die Übernachtung von der Messe gezahlt bekommen. VIP ist eben nicht gleich VIP. … Beinahe rund um die Uhr werden Events in irgendwelchen Hotels veranstaltet, bei denen sich das Partyvolk ablichten lässt. Die Kunst ist da nur mehr ein Randthema“, schreibt Almuth Spiegler in diepresse.com am 2.10.13
Kommentar H.T.: No comment!