Lea Schweinegger interviewt den Organisator der Parallelaktion Kunst, Hubert Thurnhofer. Erschienen im Börsen-Kurier (Nr. 16-17), 21. April 2011
Börsen-Kurier: Noch eine Kunstmesse in Wien – wird das nicht langsam zu viel?
Hubert Thurnhofer: Sicher ist das Angebot schon sehr breit. Doch offenbar sind die verschiedenen Veranstalter an einer Konsolidierung, die ich persönlich für sinnvoll erachte, nicht interessiert.
- Was wäre notwendig um eine Konsolidierung zu erreichen?
H.T.: Alle Player sollten sich zusammensetzen und eine Wiener Melange kreieren. Die ViennaFair kann mit Art Karlsruhe oder Art Cologne nicht mithalten. Den unzähligen Antiquitätenmessen sterben die Besucher langsam aus. Und die Art Austria hat sich durch die Themenstellung von vornherein sehr eingeschränkt. Ich halte eine große Wiener Messe-Woche, in der alle diese Themen vorkommen, für sinnvoll.
- Kann sich eine Wiener Melange international profilieren?
H.T.: Ja, sicher, wenn man die Kraft und auch die finanziellen Mittel bündelt. Und wenn man einen geeigneten Manager findet, der so einer Messe auch international Profil verleiht.
- Wäre im Falle der Konsolidierung die 1. Kunstmesse in den Ringstrassen Galerien auch schon wieder die letzte?
H.T.: Nein, denn die Parallelaktion Kunst ist ja weniger eine Messe als vielmehr eine internationale Ausstellung mit Partner-Galerien. Solche Ausstellungen werden wir auch in Zukunft machen. Ich gestehe, der Begriff „Messe“ ist dafür etwas großspurig, aber man braucht in der PR bekanntlich eine Schublade, um dem Publikum die Zuordnung zu erleichtern.
- Was erwarten Sie von der Parallelaktion Kunst?
H.T.: Wir wollen einen Beitrag zur Entmystifizierung der Kunst leisten. Die Mystifizierung ist natürlich ein Teil des Spiels, denn absurd hohe Preise für oft sehr schlechte Kunstwerke sind ja nicht rational erklärbar. Dafür braucht man Mythen oder eben die Mystifizierung einzelner Künstler. Wir zeigen dagegen Künstler, die Kreativität, Originalität und solides Handwerk miteinander verbinden und deren Werke zu vernünftigen Preisen zu haben sind.
- Wie würden Sie „vernünftige Preise“ definieren?
H.T.: Unvernünftige Preise gibt es nicht nur in der Kunst. Millionengehälter für Manager oder Filmstars sind auch unvernünftig. Unvernünftig heißt abgehoben von der real erbrachten, messbaren Leistung. Solche überzogenen Preise – in der Wirtschaft, genauso wie in der Kunst – führen das Leistungsprinzip ad absurdum. Vernünftig heißt aus meiner Sicht: der Preis muss einer Leistung angemessen sein, egal ob die Leistung ein Gerhard Richter oder ein Pietro Bulloni erbracht hat. Wer zu vernünftigen Preisen Kunst kauft, kann damit in jeder Konjunkturphase eine werthaltige Sammlung aufbauen.
- Abschließend eine persönliche Frage: Was sammelt eigentlich ein Galerist?
H.T.: ch persönlich bin in der glücklichen Lage, dass ich von allen Künstlern und Künstlerinnen, mit denen ich ständig arbeite, auch Werke in meiner Privatsammlung habe.