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Apollon oder Mammon? Die Situation der Kunst im Kapitalismus

Vortrag von Herbert Giller

Was ist los mit der Kunst in der heutigen Gesellschaft? Eine Handvoll von „Stars“ erzielt kaum nachvollziehbare Erlöse für ihre künstlerischen Leistungen, während ein großes Heer von Kunstschaffenden am Existenzminimum dahinvegetiert und unmenschliche Bedingungen akzeptieren muss, um überhaupt weiter der Kunst dienen zu können. Was ist da faul in unserem System? Ist es die primär materialistische und profitorientierte Ausrichtung unserer Wirtschaft? Ist unserer Gesellschaft die Kunst so wenig wert? Der Autor des Buches „Was kommt nach dem Kapitalismus? – Das moralisch-solidarische Manifest“ (Download als PDF auf dropbox) präsentiert den Schlüssel für die Veränderung dieser untragbaren Zustände. Er wird manchen Leuten gar nicht gefallen.

Termin: Freitag, 9. Mai 2014 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: der Kunstraum in den Ringstraßen Galerien

1010 Wien, Kärntner Ring 9–13 / Top 137 (Obergeschoß)

Nähere Informationen: www.moralsolid.net

PROTOKOLL

der Diskussion „APOLLON der MAMMON“

Vortrag von Herbert GILLER (Autor des Buches „Was kommt nach dem Kapitalismus?“ Fassung 2012) mit Publikumsdiskussion in der Galerie der Kunstraum, Wiener Ringstrassen Galerien am 9.5.2014. Moderation Hubert Thurnhofer.

Subjektive Rückschau von Herbert Rauch (ESD – European Association for the Promotion of Sustainable Development / Europäische Vereinigung zur Förderung Nachhaltiger Entwicklung - http://www.esd-eu.org/ ):

Kernaussagen von Herbert GILLER:

* Der Kapitalismus nähert sich als dominierendes Gesellschaftssystem seinem Ende, insbesondere da die Paradigmen, die er zur Grundlage seiner Theorie und seines Gesellschaftsrahmens nimmt, der Zeit entwachsen sind (sie bedingen einen sich durch viele Gesellschaftskanäle schlängelnden Primat der Partikularinteressen über das Gemeinwohl; letzteres ist aber nun global und überlebensnotwendig geworden, - eben durch das kapitalismus-bedingte enorme Wirtschaftswachstum in den letzten Dezennien, mit Folgen für die Grenzüberschreitungen bzgl. der Ressourcen der Natur und der menschlichen Güterverteilung (Arm-Reich, und also die Dominanz bei Investitionsverfügung von Reichtum für Reichtum, - und oft zuungunsten des Gemeinwohls, das durch in die Schwäche gebrachte Einzelregierungen kaum mehr gehalten werden kann).

* Eine „mehr schenk-orientierte Gesellschaftsarchitektur“ ist wahrscheinlich – nach einem Paradigmenwechsel …

* Vor dem Hintergrund „vor- und nach paradigmatischer“ Rahmenbedingungen wird dies diskutiert. Derzeit spielt sich auch die Kunstszene weltweit so ab, dass immer mehr Reichtum auch hier dominiert … meist im Gestalt der Sekundärverwertungen „lebender oder schon verstorbener Künstler“.

* In diesem Konnex werden die „Schachfiguren“ (Institutionen, Personen, …) von Mäzen, Sponsor, Künstler, Vermittler (Verleger, Galerist, Kurator …) im Referat durchgearbeitet.

* In diesem Konnex wird auch als Kern-Institution einer „mehr schenk-orientierte Gesellschaftsarchitektur“ - das BGE (Bedingungslose Grundeinkommen) eingefordert – auch vom Vortragenden.

Diskussion:

* Die Erwähnung des BGE hatte – wie überall in vielseitig durchgemischten öffentlichen Foren – zur Folge, dass vom Publikum das Pro und Contra von BGE sofort heftig diskutiert wurde. Dabei wurde m.E.n. oft die „Ceteris-Paribus-Klausel“ bewusst oder unbewusst außer Acht gelassen, was m.E.n. solche Diskussionen endlos und ergebnislos machen muss.

* Wie im Buch von Herbert GILLER erwähnt basiert eine Gesellschaftstheorie bzw. - architektur auf Grundannahmen (die als „Zeit-Dogmen“ begriffen werden können, d.h. unter den Kontext- und Zeitgeist-Bedingungen einer Epoche dogmatische Kraft haben (z.B. Gottesgnadentum, Geldgewinn als sichtbarer Ausdruck von irdischen (aber auch jenseitig gelobten) Erfolg etc.). - Eine besondere Rolle wird in jeder Epoche auch das vorherrschende Menschenbild haben; und in einer Übergangsphase ist bezeichnend, dass gerade dieses umstritten ist.

* Leider wurde die von Herbert GILLER erstaunlich präzise, scheinbar autodidaktisch erarbeitete Theorie über Kunst und insbesondere die Person des Künstlers (als dem das „Geistig-Verbundene“ –vornehmlich Gedanken und Emotionen – in eine „materielle Form“ gießenden Menschen) kaum weiter diskutiert (mit der Ausnahme eines der anwesenden Künstler, der sich damit zu seinen Schaffensphasen interessant aber kurz äußerte). - Mehr diskutiert wurde das BGE als (angenommene) Voraussetzung für eine existenzsorgen-befreites Leben, das – so vermutet – mehr Schaffenskraft hervorbringen würde, - zumindest bei vielen Menschen, die derzeit vom Prekariat bedrängt, - „nicht dazu kommen“.

* FAZIT: Das Prekariat steht für die Mehrheit der Anwesenden (ca. 60) – und wahrscheinlich im Makrobereich weltweit ebenfalls für die große Mehrheit der Planeten-Population – in der 2. Dekade des XXI. Jahrhunderts allgemein sehr stark im Vordergrund. Und somit muss das Geld-getriebene gesamte Wirtschaftssystem, und alle seine Zweige, so auch das Kunstgetriebe, von welchem Ende auch immer angepackt, letztlich gesamthaft diskutiert werden (daher auch die vom Moderator erwähnte Frustration des Bundessozialministers, der kaum genug Anerkennung für seine „Teilchen-Erfolge“ bekommt). …


FEEDBACK:

Der Vortrag von Herbert Giller lief von 23.-29. Januar 2015 auf OKTO TV in der Sendereihe Polylog.

Gernot Schreier (via Facebook) toller Ansatz.... und sicher tolle Veranstaltung

Ingeborg Knaipp (via Facebook) Die romantisierenden Ansätze des Herrn Giller sind fromme Seifenblasen, die rückstandslos zergehen, ebenso wie die Gemeinwohlwirtschaft des Herrn Felber. Daß unsere Wirtschaft mit 52% Staatsquote und 45% Steuerquote "kapitalistisch" sei, ist ebenfalls ein Märchen. Die zahllosen (Hobby)künstler werden wohl weiter ihr Angebot nach der Nachfrage auszurichten haben.


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