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Paradigmenwechsel / Kunst als politisches Statement

Essay des Kurators zum Thema der Ausstellung

 

Bilder / Grafiken /Videos der Ausstellung

VERNISSAGE 353 - Preview auf issuu

KURVE - Magazin für Kulturvernetzung

Bericht auf ethos.at = UnserKandidat2022.at

500 Vernissage Doppelseite 1

Artikel auf meinbezirk.at

Der Mensch lebt nicht von Arbeit allein! Silvia Ehrenreich + Heidrun Karlic + Alfred Melchert

siehe auch: findART.cc

Arbeiter versus Roboter: Wer ist der Joker? Rudolf Schar + Regina Merta + Christine Nyirady

Leistung ohne Arbeit - Eine Utopie? ANAIS + CAVIART + Nataliya Elmer

Was ist Arbeit? Was ist Leistung? Astrid Sodomka + Rosa Parz + Raphael Reichert

Arbeit und Beruf: Wo bleibt die Chancengleichheit? Jagoda Lessel + Ella Kleedorfer-Egger + Michael Bottig

Arbeit und Leistung, Mensch und Maschine  Alois Maralo Maringer + Eva Meloun

Brett vorm Kopf - Leistung Null Reinhard Fuchs + Waltraud Zechmeister

 

ANAIS ANAIS Athitaki Anna

Ypatia (Hypatia von Alexandria), die Tochter des Astronomen und Mathematikers Theon von Alexandria, erhielt von ihrem Vater eine fundierte Ausbildung und trat danach selbst als Lehrerin der Mathematik und Philosophie auf. Als Vertreterin der nichtchristlichen Traditionen hat sie sich nicht bei allen beliebt gemacht. Im März 415, im Alter von etwa 60 Jahren, wurde sie von christlichen Mönchen ermordet. Von Hypatia sind keine Schriften überliefert, doch ihr Wirken blieb den Geschichtsschreibern ihrer Zeit nicht verborgen. So berichtet ihr Zeitgenosse Sokrates Scholastikos (380-439) über ihre Ermordung, die er ausdrücklich als unchristliche Tat verurteilte. Ob diese – nach heutigen Begriffen – emanzipierte Frau ihr Wirken als „Arbeit“ begriffen hat, darf bezweifelt werden. Doch kein Zweifel besteht an ihren Leistungen!

Skulptur zur Ausstellung: Ypatia, the great Scientist and Author, Draht, Zement, Holz, H 109 B 29 T 21 cm

Bottig Michael

Auf meiner Homepage schrieb ich einst: „Ich schätze mich glücklich, mir meine künstlerische Tätigkeit selbst finanzieren zu können“. Das Finanzamt schätzt meine Kunst als „Liebhaberei“ ein, weil ich zu wenig verkaufe. Unter dem Begriff „Arbeit“ sehe ich heute jene Tätigkeit, für die Geld bezahlt wird. Alles andere ist Hobby, Vergnügen, Freizeittätigkeit oder – Mühsal.

Der Bauarbeiter schwitzt, der Häuselbauer schwitzt.

Die Lady im Fitness-Studio schwitzt, die Rennläuferin schwitzt.

Der Buschauffeur lenkt sein Fahrzeug, der Camper lenkt seinen Bus.

Die Liebhaberin hat ihren Orgasmus, die Prostituierte hat –vielleicht- ihren Orgasmus.

Ein Jüngling posiert am FKK-Strand, ein Modell posiert für Kunststudenten.

Eine Mutter domptiert ihre Kinder, die Pädagogin domptiert Kinder.

Der Maler malt Bilder, der Künstler präsentiert seine Bilder.

In allen Bereichen betätigen sich Menschen freiwillig und gerne, weil sie darin eine Herausforderung und Befriedigung sehen, gleichzeitig müssen es Menschen gleichsam gezwungen machen, um ihr Einkommen zu sichern. Dafür übernehmen sie auch, soweit das Kleingedruckte Auskunft gibt, die Verantwortung. Das ist der wesentliche Punkt, der Arbeit auszeichnet. Arbeit macht abhängig, Arbeit heißt, sich abhängig machen zu müssen. Arbeit heißt, etwas machen zu müssen, was man vielleicht nicht unbedingt gerne macht, man es aber ausführen muss, um zu überleben.

Meine künstlerische Tätigkeit soll keine Arbeit sein, soll keine Tätigkeit sein um Geld zu verdienen. Wenngleich der pekuniäre Ausgleich auch eine maßgebliche Anerkennung darstellt. Mein Fokus liegt auf der Kommunikation, auf dem Weitergeben von Gedanken, Ideen, Fantasien und Utopien.

Bild zur Ausstellung: „Das Fehlen der Ordnung der Dinge“, Öl auf Wandkarte, 180 x 250 cm

CAVIART Stella Chaviaropoulou

Die „Werktätigen“ waren die Helden der Sowjetära. Arbeiter, Bauern, Soldaten wurden entsprechend in der Kunst verherrlicht und verewigt. Dichter, Wissenschafter und Politiker waren in dieser Tradition die Kopfarbeiter. Caviart erinnert mit ihrem Bild an diese Zeit. Die dialektische Trennung dieser Gesellschaftsgruppen, die letztlich zu einer neuen Klassengesellschaft geführt hat, will Caviart aber überwinden. Handarbeit impliziert Kopfarbeit – das Eine lässt sich vom Anderen nicht trennen. Diese Idee ist alt, im Jahrhundert der Spezialisten aber schon wieder utopisch.

Bild zur Ausstellung: Caviart - Work with our Hands and Minds, Öl a.L, 100 x 50 cm

Ehrenreich Silvia

Mein Bild "Zukunftsaussichten" entstand im Jahr 2019. Schon damals hat mich das Thema Leben im und mit dem Digitalen und technisierten Raum beschäftigt. Ich sehe dieser Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich bin in einer haptischen Aufbruchs- und Aufbaustimmung herangewachsen. Der wirtschaftliche Aufbau - Step by step mit Blick in eine bessere Zukunft mit Wohlstand - war für den Großteil in dieser Zeit eine Bereicherung, verknüpft mit Erfolg und Glücksgefühlen. Irgendwann begann der sogenannte Wohlstand zu kippen - einige bekamen den Hals nicht voll - und die aufgeblähte Blase zerplatzte. Die Corona Krise hat einige wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Viele erkennen, dass das Leben auf diesem Erdball nicht nur mit Geldscheffeln lebenswert ist. Es werden neue innovative Ideen geboren und umgesetzt. Um der Wirtschafts- und Umweltpolitik Paroli bieten zu können braucht es aber nicht nur Hirn. Es braucht meistens beides: Erfahrung und Bildung. So gesehen werden sich, wie eh und je, die Arbeitsbedingungen verändern, Branchen und Arbeitsplätze werden verschwinden, andere tun sich neu auf. Aber das Wichtigste in all den Erfindungen und Entwicklungen sollte sein, dass es dem Wohl der Menschheit zugute kommt. 

Bild zur Ausstellung: Zukunftsaussichten, Acryl/Collage auf Malplatte, 70 x 60 cm

Elmer Nataliya

Sind das nur Vorstellungen, nur Fantasien oder ist dieses Szenarium möglich: Unsere Nachkommen erweitern unsere Grenzen und die menschliche Zivilisation geht den nächsten Schritt weiter. Weiter in die Tiefe des Universums, in die weite Galaxie, auf andere Planeten.

Wird das möglich sein? Schaffen wir es, dass die künstliche Intelligenz und die Roboter die Routinearbeit in dem Ausmaß übernehmen könnten, dass die Menschen viel mehr Zeit und viel mehr Möglichkeiten haben, kreativ zu sein und das zu tun, was sie gerne tun? Ist es möglich, das System so zu gestalten, dass die Menschen nicht hauptsächlich um ihre Existenz kämpfen, sondern sich frei entfalten können und dabei den gewünschten hohen Lebensstandard aufrechterhalten?

Wenn die künstliche Intelligenz die ganze Schwer- und Routinearbeit übernimmt, wenn wir mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung haben, um unsere Talente weiterentwickeln zu können, gelingt es uns dann das richtige Maß zu finden und nicht zu übertreiben, nicht träge zu werden und die Kontrolle über unseres Leben den Computern nicht komplett zu überlassen? Gelingt es uns eine goldene Mitte zu finden, die optimale Symbiose zu entwickeln, das System so aufzubauen, dass wir uns von einem plötzlichen „Black Out“ nicht um Jahrzehnte zurückwerfen lassen, falls es passiert? Können wir dann eine neue Wirtschaftskrise, die durch den Stromausfall verursacht werden könnte, verhindern? Der Mensch ist eine sehr intelligente Spezies und es liegt in unsere Hand wie es weiter geht. Wir haben uns unsere Pflichten selbst vorgeschrieben und Rechte gegeben, werden wir uns diese Rechte weiter gewähren: Recht auf Arbeit, Recht auf Einkommen, Recht auf ein gutes Leben?

Bild zur Ausstellung: Kolonie, Acryl auf Leinwand, 70 x 160 cm

Fuchs Reinhard

Freundlich lächelnde Manager, Industriebosse im eleganten Anzug und Magnaten aller Art versprechen die Erfüllung unserer Bedürfnisse, das wahre Leben, vielleicht sogar das endlose Glück auf Erden. Ihre Macht äußert sich in protzigen Palästen, dessen pompöse aufwändige Architektur aus Glas und Edelstahl eine schier unendlich große Finanzkraft ausstrahlt. Die Arbeit solcher Leute beschränkt sich oft auf das Repräsentieren. Ihre Leistung findet sich in den glitzernden Prachtbauten. Derartige Finanzzentren sollen beeindrucken und die Macht des Geldes symbolisieren. Sie sind in allen Metropolen dieser Erde zu sehen.

Bestens ausgebildete Agenten laden hilfsbereit zum Geschäfte machen ein. Die Arbeit dieser Manager mündet in enormen Gagen, entspricht aber oftmals kaum der wirklichen Leistung. Die neue IT-Welt lenkt nicht nur gigantische Wirtschaftssysteme, sondern sie beeinflusst in immer höherem Maße die Tätigkeit des Einzelnen bis hinein in die Privatsphäre. Viele Menschen merken gar nicht mehr, dass ihr Leben zum größten Teil von Computern gesteuert wird. Ihre Abhängigkeit wird ihnen nicht bewusst.

Die Arbeit der Landbevölkerung hingegen erhält allzu häufig keinen entsprechenden Gegenwert. Der Preis für landwirtschaftliche Produkte wird oft von Agrarkonzernen, Lebensmittelketten und Großverbrauchern bestimmt. Die erbrachte Leistung ist vielfach schlecht honoriert. Das Verhältnis Arbeit – Leistung gerät auch in der Agrarwirtschaft zunehmend in Schieflage.

Die Zusammenhänge unserer kompliziert gewordenen Welt werden von vielen Menschen nicht mehr begriffen. Wir verschließen zu oft die Augen und können soziale, ökonomische und ökologische Probleme nicht mehr erkennen.

Mein Werk „Brettl vor’m Kopf“ zeigt einen dieser Finanzhaie, der mit ausgestreckter Hand auf den Betrachter zukommt. Er trägt einen feschen Hut, merkt aber nicht, dass Stirn und Augen mit einem Brett bedeckt sind, das - wie der Hut - aus einer PC-Leiterplatte besteht. Er scheint ferngesteuert und lebt in einer eigenen virtuellen IT-Welt. Die aus Leiterplatten erbaute Finanzmetropole, mit zahlreichen Münzen aus reichen Ländern geschmückt, korrespondiert mit einem kaum sichtbaren kleinen Dorf, das sich bescheiden in die hügelige, von Feldern geprägte Landschaft schmiegt. - Das digitale Umfeld des Managers steht in diametralem Gegensatz zur natürlichen Lebenswelt der Landbevölkerung.

Beitrag zur Ausstellung: Brettl vor'm Kopf, Mischtechnik, Leiterplatten, Münzen, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm

Karlic Heidrun

Wer noch keinen berühmten „Namen“ hat, hört es immer wieder: „Viel zu teuer, warum soll jemand überhaupt was dafür bezahlen? Du machst das doch zum Vergnügen“. Bei solchen Gelegenheiten erinnere ich die Leute gern an das angeblich von Picasso stammende Zitat: Kunst ist zu 10 Prozent Inspiration, der Rest ist Transpiration, also harte Arbeit. In der Physik wird die mechanische Leistung als Quotient aus Arbeit und Zeit definiert: Wenn ich also viel Zeit für relativ wenig Arbeit benötige, ist die Leistung dann geringer? – In der Kunst ist das schwer definierbar. Besonders bei abstrakten Kunstwerken ist da oft das Problem, dass sie nicht nach „viel Arbeit“ aussehen. Ich habe auch schon Worte „Altweiber-Kleckereien“ oder „Schmierereien“ bei Ausstellungen gehört von einer selbst ernannten "Expertin" – dieser „Dame“ musste ich dann doch mitteilen, dass der Künstler zum Unterschied von ihr schon eine erfolgreiche akademische Karriere an einer Universität (und nicht durch Eheschließung am Standesamt) abgeschlossen hat und dass auch in einem abstrakten Werk sehr viel Gedankenarbeit (und nicht nur diese) dahinterstecken kann.

Mein Bild „Arbeit?“ illustriert das Spannungsfeld zwischen mehr oder weniger anerkannten Arbeiten bzw. Leistungen: Im Hintergrund ist es die „Echte Arbeit“, dargestellt durch das Baumeister-Handwerkszeug Winkelmaß und Zirkel und im Vordergrund gibt es wirre Linien und etwas Schrift die geistige bzw. künstlerische Tätigkeiten, die oft nicht als „echte Arbeit“ (vielmals sogar als mehr oder weniger versponnene Selbstverwirklichung) angesehen werden.

Bild zur Ausstellung: Arbeit?, Acryl auf Leinwand, 50 x 60 cm

Aktuelle Einzel-Ausstellungen:

*Von 16. Juni bis zum 14. Juli hängen abstrakte Bilder im Cafe Club International Payergasse 14, 1160 Wien

Ausstellungsbeteiligung:

"Das Leben ist nicht s/w", Galerie im Park, Liniengasse 2, 1060 Wien

Kleedorfer-Egger Ella

Wer mit 20 Jahren die Chance auf eine Karriere als Ballett-Tänzerin haben will, muss bereits als Kind schwer arbeiten. Doch nur wenige Ensemble-Mitglieder können Solisten und zu Stars werden. Dutzende andere Profis bleiben unerkannt im Schwanensee. Dabei können sie noch von Glück reden, denn viele fallen durch Verletzung aus, bevor die Karriere richtig los gehen konnte. Menschen, die Leistung nur in Bereichen produktiver Arbeiten anerkennen, halten Kulturleistungen oft für überflüssig. Doch was wäre der Mensch ohne Kultur? Eine monotone, produzierende Maschine, die immer öfter von einem Roboter ersetzt wird. Was ist ein Mensch mit Kultur? Ein Wesen, das jede Arbeit, jede Leistung mit Leidenschaft erbringt - sogar wenn die Aussichten auf Anerkennung, Erfolg und Lohn (oder zumindest angemessene Entlohnung) sehr gering sind.

Bild zur Ausstellung: Ballett-Tänzerin, Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm

LeRusch Rudolf Schar

Alles wird automatisiert und digitalisiert, im Gegenzug Arbeitszeiten verlängert, was ist heute Leistung?

Bild zur Ausstellung: AMS, Aquarell, 37 x 55 cm ohne, 50 x 70 cm mit Rahmen

Lessel Jagoda

Menschen arbeiten und leisten vieles unentgeltlich sowohl in der Familie als auch in diversen sozialen Bereichen. Mit dem Begriff Arbeiten verbindet man eine bezahlte Tätigkeit, einen Lohn den man dafür erhält, den man für das Leben benötigt. Die Höhe des Lohnes richtet sich meist nach der jeweiligen Ausbildung und der Nachfrage.

Viele Menschen leisten viel, auch ohne einem Beruf nachzugehen, sie sind für ihre Kinder da, kümmern oder pflegen Familienangehörige, dies ohne Geld dafür zu bekommen. Ständig ist die Frage nach Möglichkeiten die Wirtschaft anzukurbeln, oftmals wird hierbei aber auf die weniger verdienende Gruppe von Menschen vergessen. Wie kann mehr und mehr geleistet werden, mehr erwirtschaftet werden ohne aber mehr Arbeitskräfte bezahlen zu müssen? Werden in Zukunft Roboter unsere Arbeit übernehmen, werden wir in bestimmten Spaten ersetzt werden? Sind wir ersetzbar?

Bild zur Ausstellung: Die Arbeitssuchenden, Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Manzerew Sergej

Bettler sind nicht nur Menschen, die auf der Straße sitzen um Kleingeld einzusammeln. Auch in der Kunst müssen hochtalentierte Menschen oft "für einen Bettel" arbeiten. Obdachlose machen Armut sichtbar, doch in den reichsten Ländern dieser Welt - in den USA nicht anders als in Österreich - leben zehn Prozent oder mehr am Rande des Existenzminimums, oder darunter. Zyniker sagen dazu: der Menschheit geht es besser als je zuvor. Richtig, aber was haben Millionen von einzelnen Menschen davon, die an Mangel leiden?

Bild zur Ausstellung: Der Bettler, Öl auf Leinwand, 135 x 85 cm

Maralo Maringer Alois

„Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels“ ist wohl eines der häufigsten Sprichwörter in Krisenzeiten. So auch jetzt. Es lenkt aber davon ab, dass der Tunnel selbst ein Phänomen ist, das Beachtung verdient. Der Bau der Semmeringbahn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine herausragende Ingenieurs-Leistung. Es gab keine Satelliten um von oben die besten Trasse zu erkunden oder exakt zu vermessen, es gab noch kein Dynamit und es gab zum Baubeginn noch nicht einmal die leistungsfähigen Lokomotiven, welche die geplanten Steigungen bewältigen konnten. Mit 14 Tunneln und 16 Viadukten ist die Semmeringbahn heute UNESCO Weltkulturerbe, von der ersten Planung bis zur Eröffnung vergingen lediglich 13 Jahre! Der neue Semmering-Basistunnel mit einer Länge von 27 Kilometern hat eine längere Baugeschichte. Er soll nach 16 Jahren Bauzeit 2028 fertig werden. Vorausgegangen sind rund 30 Jahre an Planungen und Fehlplanungen. Kann man diese historischen Leistungen miteinander vergleichen? Anstelle von Pferden stehen heute Maschinen mit 1000 PS und mehr, wo heute 500 Ingenieure in 100 Spezialgebieten planen, war damals ein herausragender Kopf: Carl von Ghega. Nur die Anzahl der Arbeiter ist heute deutlich geringer als vor 170 Jahren. Am Ende wird die Geschichte urteilen. Werden die Leistungen des 19. oder die Leistungen des 21. Jahrhunderts die Menschen des 23. Jahrhundert mehr beeindrucken?

Bild zur Ausstellung: There is Light at the End of the Tunnel, Mischtechnik auf Leinwand, 85 x 125 cm

Melchert Alfred

Im Raum stehen die Fragen, ob Roboter bald alle Jobs übernehmen, ob Arbeitsplatzverluste in Folge der Corona-Krise je wieder kompensiert werden können und ob Gehälter von Spitzenverdienern tatsächlich ihren Leistungen entsprechen.

Die Märkte und damit auch der Arbeitsmarkt waren in der westlichen Hemisphäre während der Coronazeit großen Veränderungen unterworfen: Rückzug ins Nationale unter Vernachlässigung des großen Ganzen, Abschottung gegen Außen, aber damit verbunden auch ein Abbremsen der pathologisch wuchernden Globalisierung. Das Herunterfahren des Wirtschaftslebens führte zu einer Abkühlung der überhitzenden Aufwärtsspirale der Volkswirtschaften und zu einem überfallsartigen Verlust von Arbeitsplätzen.

shockdown

Das System trennte die Spreu vom Weizen und spuckte die nicht systemrelevanten Arbeitskräfte von nicht systemrelevanten Unternehmen auf die Straße. Um soziale Konflikte zu vermeiden, wurde Geld in bisher unvorstellbaren Dimensionen gedruckt und mehr oder weniger gerecht verteilt. Es stellt sich die Frage, ob nach Bewältigung der Gesundheitskrise (falls überhaupt) und der Eindämmung der Wirtschaftskrise auch die Wiederherstellung des präcoronalen Beschäftigungsstandes gelingt.

Fakt ist, die Wirtschaft braucht Konsumenten und diese brauchen ein entsprechendes Einkommen, um konsumieren zu können. Ohne Arbeit kein Einkommen, kein Konsum, keine Wirtschaftsleistung. Ein Ausweiten der Absatzgebiete auf andere Volkswirtschaften ist durch die globalen Auswirkungen der Krise zumindest kurzfristig keine Option. Man braucht den Konsumenten vor Ort. Die erfolgs- und gewinnorientierte Produktionswirtschaft wird sich unter Schmerzen zur Erkenntnis durchringen müssen, dass human recources wohl oder übel nicht ganz durch Roboter zu ersetzen sein werden. Auch wenn die Krise gezeigt hat, dass immer mehr Prozesse automatisiert und digital ablaufen können.

Sollte es sich herausstellen, dass eine große Anzahl an Arbeitsplätzen nachhaltig auf der Strecke geblieben ist und dieser Trend womöglich anhält, wird man sich dem Thema eines bedingungslosen Grundeinkommens und dessen Finanzierung wohl wieder widmen müssen.

Die Idee zu meinem Bild "Coronita" wurde nicht zuletzt durch die filmische Darstellung eines Roboters aus flüssigem Metall befeuert. Der hypnotisierende Blick will sowohl Bedrohung als auch Verführung suggerieren.

Bild zur Ausstellung: Coronita, Öl auf Leinwand, 150 x 50 cm

Meloun Eva

Der Text von Hubert Thurnhofer beschreibt die Begriffe "Arbeit und Leistung", im gesellschaftspolitischen Sinn und weitet diese Begriffe in die richtige Richtung weiterer Kriterien von Arbeit und Leistung aus: Ich möchte noch einige Aspekte hervorheben, die gerade in unserer Wohlstandsgesellschaft zu wenig Beachtung finden. Wenn wir uns die überschaubaren Generationen des letzten Jahrhunderts und die letzte Generation des 21. Jahrhunderts, vor Augen halten, dann erkennen wir den sich sukzessiv ansteigenden ANSPRUCH an das persönliche Leben seit dem zweiten Weltkrieg. Ich möchte fast sagen „wehleidigen“ Anspruch an das eigene Leben, der das Denken und das damit einhergehende Verhalten beeinflusst: Ich habe Ansprüche - ich bin berechtigt Ansprüche zu haben! Frankl hat diese Einstellung richtig erkannt und kurz zusammengefasst: Nicht „Das Leben ist mir etwas schuldig", sondern „was bin ICH dem Leben schuldig“! Und hier, in den zwischenmenschlichen, ethisch-moralischen, aber auch gesellschaftspolitischen Bereichen ist Ausdauer und Rücksichtnahme, Verantwortungsbereitschaft, Widerstandskraft und Belastbarkeit, Beharrlichkeit und Durchhalten, unter welchen Bedingungen auch immer, als Arbeit und Leistung zu bewerte

Merta Regina

Da viel manuelle Arbeit durch Roboter ersetzt wird, müsste ein Umdenken stattfinden. Flexibilität, Weiterbildung zu anderen gefragten, derzeit notwendigen Berufen ist besonders wichtig. Die geistige Leistung ist immer eine Herausforderung und eröffnet ein weites Betätigungsfeld in der Gesellschaft. Neue Berufe entwickeln sich und es ist daher ratsam, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ein sicherer Arbeitsplatz, eine höhere, verantwortungsvolle Position ist für viele Menschen erstrebenswert.

Leider werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Auf alle Fälle müssten zumindest die Grundbedürfnisse eines Menschenlebens gesichert bleiben. Durch die Corona-Pandemie wurde zusätzlich viel Leid und Hoffnungslosigkeit in die Arbeitswelt, in die Wirtschaft, Forschung, Dienstleistung, Gesundheitsbereich, Kultur und Kunst, gebracht.

Mit neuen Ideen können wir einen Beitrag leisten für ein besseres Zusammenwirken der Arbeit und Leistung.

Bild zur Ausstellung: Was passiert jetzt, Acryl auf Leinwand, 70 x 90 cm

Bild zur Ausstellung: Turmbau zu Babel, Mischtechnik, 80 x 70 cm

AUSSTELLUNG: ULTO SULTO – anders betrachtet

Kunstsalon Schönbrunn - Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 40, 3. Stock /Lift

mit "Spirit der Parallelwelten I+II"painting Regina Merta

VERNISSAGE: Freitag, 16.07.2021 16.00 Uhr + Lesung Linda Gaenszle

ANMELDUNG ERBETEN AN: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

ERÖFFNUNG durch den Direktor/Kurator des Weltmuseum Wien Herrn Dr. Christian Schicklgruber

Nyirady Chrisitine

Wenn Feuerblitze

toben-tanzen in deinem Kopf

und er sich bläht

wie ein Ballon

öffne weit dein Herz

steck deinen Kopf hinein

dort lass alles weiter

toben blitze tanzen

und beschützt verglüh'n.

Grafik zur Ausstellung: I am still your Joker! Collage, 10 x 6,5 cm

Reichert Raphael

Das Video "on labour and caring" besteht aus einem Interview mit zwei neuseeländischen Künstlerinnen, die über die Zukunft der Arbeit sprechen und inwiefern einerseits Technologie unser Leben vereinfachen und andererseits künstliche Intelligenz emotionale Nähe ersetzen kann. Im Video ist ein Kranarbeiter zu sehen, dessen Job in der nahen Zukunft von einem Roboter ersetzt werden wird. 

„Erweitern wir unseren Arbeitsbegriff, dann müssen wir anerkennen, dass permanent Arbeit geleistet wird: a) an sich selbst in der Verbesserung oder Wiedererlangung eigener Fähigkeiten, auch Pausen sind dafür absolut notwendig; (...)"  Dieses Zitat von Helmo beschreibt sehr treffend meine derzeitige künstlerische Beschäftigung. Zusammen mit dem kürzlich entstandenen Video "Bed" und zahlreichen weiteren sich in Produktion und Planung befindenden Videoarbeiten, bilden diese den Start einer langfristigen Beschäftigung mit der in "don't look into the sun" bereits angerissenen Auseinandersetzung mit dem Imperativ der ständigen Selbstoptimierung und Selbstausbeutung, inner- und ausserhalb der Kunstwelt. 

Video zur Ausstellung: "on labour and caring" Ausstellungsansicht Regionale 20, Satellit M54, Saint-Luis, Frankreich.

Rosa Parz

Stark – zerbrechlich!

Die Situationen sind oft nicht so wie sie erscheinen ...

Schwarze Haut – weiße Haut und dahinter???

Die helle und die dunkle Seite in Dir und in mir.?!???

Die hellen und die dunklen Töne ...

Installation zur Ausstellung: “Rechtes Bühnenbild Inntoene-Jazzfestival 2020“, Mischtechnik, 170 x 90 cm

Sodomka Astrid

Nein, es ist keine Privatsache, eine Familie zu haben. Care-Arbeit ist kein Liebesdienst sondern grundlegend und systemrelevant und gehört entlohnt.

Hinter der Arbeit steckt die Arbeit. Da ist die Erwerbsarbeit – gut sichtbar in der Öffentlichkeit und Politik – und daneben, dazwischen, darin, anstelle von, stattdessen und auch – muss die Care-Arbeit gemacht werden. Eingelegt in die Erwerbsarbeit, parallel und zeitgleich – aber unsichtbar, weil unbezahlt. Und damit mit untragbaren und langfristigen Konsequenzen – vor allem auch für Künstler*innen, die oft ohnehin prekär leben.

Hausarbeit, Pflege und Erziehung finden an den Rändern (des Tages, der Wahrnehmung, der Gesellschaft) statt, rauben Zeit und Energie. Wer es sich leisten kann, lagert sie aus – an die, die keine Wahl haben. Ein Nein zu unbezahlter Care-Arbeit ist ein Nein zu unbezahlter Arbeit generell.

Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen lassen sich die Bedingungen von Reproduktionsarbeit – und damit soziale Beziehungen – ändern. Es stellt also die Grundlage zur Veränderung von Machtverhältnissen dar.

Video zur Ausstellung: "Intarsie" - Zwei Videos werden kombiniert, über den Greenscreen entsteht ein collagierter Raum – und eine Doppelung der Akteurin. Der Titel kann als beides verstanden werden: Als Verweis auf die Funktion des Screens – einer Intarsie gleich wird ein Teil des Bildes in das andere eingelegt – und gleichzeitig auf die stattfindenden Tätigkeiten. Künstlerische und Reproduktionsarbeit finden am gleichen Ort statt. Was sich sonst gegenseitig die Zeit raubt, passiert parallel. Die Technik wird hier nicht eingesetzt, um den Hintergrund durch eine spektakuläre Szenerie zu ersetzen, sondern um Arbeitsbedingungen der Künstlerin offenzulegen.

Video zur Ausstellung: Intarsie 2021, Videostill

Zechmeister Waltraud

Der Mensch in meinem Bild ist kaputt, zerstört von einem System, das immer nur Leistung fordert. Er ist an Fäden aufgehängt gewesen, die ihn wie eine Marionette in eine bestimmte Richtung gelenkt haben – und zwar zu immer mehr Leistung, geschuldet der Forderung nach Wachstum, dieser sinnlosen Prämisse der westlichen Wirtschaft. Ich für meinen Teil habe es nie verstanden, warum um Gottes willen die Wirtschaft jedes Jahr wachsen muss – damit die Bosse immer mehr verdienen oder damit wir immer mehr kaufen. Jedenfalls ist dieses System jetzt einmal an seine Grenzen gestoßen genauso wie der Mensch in meinem Bild: Die Fäden, die ihn zum Funktionieren angehalten haben, sind gerissen und haben sich ineinander verknotet. Es gibt graue Fäden, die seine Ausbeutung durch die Arbeit ausdrücken sollen, und orange, die für sein Privatleben stehen – alles verwirrt, totales Chaos und Burnout. Im rechten unteren Bildbereich verweist eine rote Rose – in der gleichen Farbe wie der Mensch – auf eine mögliche Lösung des Problems, und zwar die Hinwendung zur Kunst, die die Seele des Menschen wieder heilen kann, wenn er sich ihr bedingungslos hingibt.

Bild zur Ausstellung: Leistung gleich Null, Mischtechnik, 70 x 90 cm

 

 

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