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5.12.2011 - Kurz vor Wiedereröffnung der Sammlung Alfons Walde im Museum Kitzbühel (am 9.12.2011) stellt sich die Frage, ob die in sehr großer Zahl Walde zugeschriebenen Arbeiten auch echt sind. Denn schon mehrfach kursierten Bilder des Künstlers mit Nachlass-Stempel der Walde-Tochter Guta Eva Berger, die von gerichtlich beeideten Sachverständigen als falsch erkannt wurden.



Mit einem konkreten Fall wendet sich der Pensionist Bernd Aigner, 70, an die Öffentlichkeit. Ihm wird im Sommer 2004 von einem Altwarenhändler das Bild „Begegnung“, Öl auf Karton, 21x22,6 cm, links unten signiert mit „A.W.“ angeboten. Auf der Rückseite des Bildes befindet sich zu dem Zeitpunkt der Stempel „Aus dem Nachlass von Prof. A. Walde, Kitzbühel“, sowie die handschriftliche Unterschrift „Guta E. Berger geb. Walde“. Außerdem steht rechts oben handschriftlich die Bezeichnung „Begegnung 1913“.


Um vor dem Kauf ganz sicher zu gehen, sucht Bernd Aigner am 11. Juli 2004 Guta E. Berger, die Tochter des Malers Alfons Walde, in ihrer Wohnung in Kitzbühel auf und zeigt ihr das Bild. Bei diesem Treffen erteilt sie auf einer Ansichtskarte aus dem Kunstverlag Alfons Walde folgende handschriftliche Bestätigung: „Wunschgemäß bestätige ich Herrn Bernd Aigner das mir vorgelegte Bild „Begegnung“ 21x23 cm von meinem Vater Prof. Alfons Walde aus der Hand meines Vaters stammt. Guta E. Berger geb. Walde Kitzbühel, 11. Juli 2004“.



Bernd Aigner fährt in gutem Glauben, das Bild erwerben zu können, nach Hause in die Steiermark, denn er hat

  1. den Nachlass-Stempel und
  2. die Unterschrift von Guta E. Berger auf der Rückseite des Bildes,
  3. die schriftliche Bestätigung auf der Ansichtskarte nach Vorlage des Bildes und dazu noch
  4. eine bestätigende E-Mail von Michael Berger, dem Sohn von Guta Eva Berger, der später zum Treffen von Guta E. Berger und Bernd Aigner dazu gekommen ist.

Ein Jahr später, exakt am 11. Oktober 2005, wird das Bild – geprüft von den Experten des Auktionshauses „Im Kinsky Kunst Auktionen GmbH“ - ebendort um 28.000 Euro versteigert. Einbringer: Bernd Aigner.


AlfonsWalde-Begegnung-Vorderseite-500
AlfonsWalde-Begegnung-Rueckseite-500

Fast vier Jahre später, am 4. Februar 2008 schreibt der gerichtlich beeidete Sachverständige Dr. Carl Kraus in einem Gutachten über eben diese Arbeit, „dass es sich bei dem begutachteten kleinformatigen Gemälde nicht um ein eigenhändiges Werk von Alfons Walde, sondern um eine Fälschung handelt.“ Mit Bezug auf Waldes echte „Begegnung“ (Tempera auf Karton, 27,5x30 cm) von 1913, die in einem Ausstellungskatalog aus dem Jahre 2001 abgebildet wurde, schreibt Kraus weiter: „Legt man eine Nachzeichnung der Konturen der Fälschung über die Abbildung im genannten Katalog von 2001, so stimmen diese nahezu millimetergenau überein. Selbst diverse Details wie die Hüte und die weißen Gewandteile der beiden Frauen oder die Pinselstriche beim roten Rock folgen, wie es für mittelmäßige Fälscher charakteristisch ist, skrupulös dem Vorbild; die sich aus dem gegenüber dem Original etwas größeren Bildausschnitt ergebenden zusätzlichen Farbflächen wurden belanglos weitergeführt. … Der auf der Rückseite angebrachte Stempel samt Unterschrift ist somit für mich ohne Relevanz.“
Für kunstinteressierte Laien ebenso wie für Kunst-Experten und -Sammler stellen sich daher folgende Fragen:

 

  • Welchen Wert haben Nachlass-Stempel?
  • Wie zuverlässig sind Expertisen von Auktionshäusern?

 

Weitere Details:

Bernd Aigner vs "Hausfrau" Guta Eva Berger

Bernd Aigner vs Auktionshaus ImKinsky

Siehe auch Bericht der Tiroler Tageszeitung, 7.12.2011

Am 11. Jänner 2012 diskutierten Bernd Aginer, Rechtsanwalt Andreas Cwitkovits und Otto Hans Ressler im Kunstraum über die Fragen: wie zuverlässig sind Experten? Wie echt sind Fälschungen? Wie kann man sich vor Fälschungen schützen. Sabine Oppoltzer berichtet darüber in Ö1 Kultur aktuell.

 

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Über die Problematik der Fälschung finden sich auch im Buch "Die Kunstmarkt-Formel" ISBN 978-3-7357-7052-3 interessante Statements. Einen Auszug daraus brachte  MEDIANET unter dem Titel "Kunstkritiker im Visier" am 13.3.2015

 

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