Hans Dichand (1921-2010), Österreichs "Zeitungszar" und Gründer der "Krone", hat auch eine beachtliche Kunstsammlung hinterlassen. Das Konkurrenzblatt "Österreich" berichtet darüber ausführlich an seinem Todestag, den 17. Juni 2010.
Mit einem Bild von Bresslern-Roth (1891-1978) habe seine Sammelleidenschaft begonnen. "Meine Leidenschaft zum Sammeln von Kunst hat sich auch auf meine gesamte Familie übertragen. Wir hängen mit großer Liebe an den Bildern und Skulpturen", schilderte Dichand. Tochter Johanna stand selbst für Fotos von Andy Warhol und ein großformatiges Gemälde von Franz Gertsch Modell. Und so hatte der Kunstliebhaber die Gewissheit: "Meine Sammlung entwickelt sich im Familienkreis weiter."
Einen Bestandskatalog der Sammlung Dichand gibt es zwar nicht, doch den von Hans Dichand 1986 herausgegebenen Bildband "Die Künstler der Klassischen Moderne in Österreich". Blättert man diesen durch, stößt man auf insgesamt 41 abgebildete Werke mit der Provenienz-Angabe "Sammlung Dichand" (dazu noch einige weitere aus der 1976 von Hans Dichand gekauften, mittlerweile nicht mehr weiterbetriebenen Galerie Würthle): Neben dem Prunkstück der "Danae" finden sich etwa eindrucksvolle Zeichnungen von Klimt, Schiele und Kubin (1999 zeigte die Landesgalerie Eisenstadt in einer eigenen Ausstellung gleich "150 Werke aus der Sammlung Dichand"). Schieles Gemälde "Madonna mit Kind", eine "Mutter mit Kind" von Oskar Kokoschka, weitere Bilder von Carl Moll, Albin Egger-Lienz, Albert Paris Gütersloh, Wilhelm Thöny und Oskar Laske zählen ebenso zu den dort beschriebenen Werken wie Holzschnitte und Aquarelle von Ludwig Heinrich Jungnickel, Tuschzeichnungen von Franz von Zülow oder Skulpturen von Fritz Wotruba und Anton Hanak.
Quelle: http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Dichand-Groesster-Kunstsammler-Oesterreichs/868974
Über das wertvollste Stück der Sammlung Hans Dichand, Klimts "Danae", schreibt die Wirtschaftszeitschrift trend 36/2019, dass das Bild aus dem Jahr 1907 "im Licht der Klimt-Ralley der letzten Jahre heute rund 180 Millionen Euro wert sein dürfte - Mitte der 1990er wurde der Wert der Danae noch auf sieben Millionen Euro geschätzt..."
In seinen Memoiren "Im Vorhof der Macht. Erinnerungen eines Journalisten" (erscheinen 1996) widmet Hans Dichand ein Kapitel (4 von 400 Seiten) der Kunst. Programmatischer Titel: "Bilder sind mehr als Aktien an der Wand". Neben dem Bonmont "notfalls können wir auch von der Wand in den Mund leben" nennt er folgende Gründe, die ihn als Sammler antreiben:
"Gute Blder von großen Malern sprechen zum Herzen. Etwas von ihrer künstlerischen Kraft vermag auf den überzugehen, der mit ihnen lebt. Das ist der Sinn meines Sammelns.
Ich sammler nur zu meinem Vergnügen und deshalb nur Kunst, die mir gefällt. ... So sind Bilder für mich Gefährten, nicht tote Dinge, ja mehr noch, sie sind Teil meiner selbst.
Ein echter Sammler hat etwas von einem verhinderten Künstler. Man kann eine Sammlung, ihre Eigenart, in einem gewissen Sinne auch als Kunstschöpfung betrachten. Gustav Klimt und Egon Schiele schufen ihre Kunst in einer Zeit, die noch die Fähigkeit zu eine eigenen Stil hatte; auch der Journalismus war damals, um die Jahrhundertwende, geistiger, als er es heute ist. Deshalb blicke ich mit einer gewissen Wehmut und auch Sehnsucht in diese Zeit zurück, und so liebe ich auch die Kunst dieser Epoche."