"Aufgewachsen bin ich in einer großbürgerlichen Familie, in einer 250 Quadratmeter großen Wohnung in der Wiener Rathausstraße. Später habe ich in New York, Rom, London und verschiedenen anderen Städten gelebt, wo ich hauptsächlich als Model gearbeitet habe. 1972 bin ich dann für zwei Jahre mit dem Künstler Peter Weibel in eine kleine Waschküche gezogen. Der Weibel lebt jetzt schon längere Zeit in Karlsruhe und ist nur ab und zu in Wien. Und dann gab es noch die Wohnung im fünften Bezirk.
Hier in der Singerstraße wohne ich seit 1985, auf gut 170 Quadratmetern. ... Das ist ein typisches Jahrhundertwendehaus, und die Wohnung liegt im ersten Stock. Es wäre zwar schöner, wenn sie weiter oben läge, aber man kann nicht alles haben. Wenn nicht dauernd unter einem Mordswirbel wieder irgendein Dachboden ausgebaut würde, wäre es auch schön ruhig. Im Sommer ist es angenehm kühl. Und den ersten Bezirk, den hab ich sowieso sehr gern. ...
Der wichtigste Ort in der Wohnung ist der Vorraum - das Antechamber. Es ist sozusagen mein Porträt, und es zeigt in aller Kürze mein Leben. Da sind die Kunstwerke und Fotos meiner Freunde zu sehen. Es ist das Innere meines Gehirns, ein Archiv, das sich immer wieder verändert - und ich bin die Kuratorin. Und es ist die kleinste Kunsthalle der Welt," erzählt Susanne Widl dem STANDARD (Ausgabe 2. Juli 2012).
Die Sammlerin hat als Inhaberin des Cafe Korb eine Art Lounge mit Kunstwerken von Günter Brus, Peter Weibel, Peter Kogler und Lichtobjekten von Manfred Wolf Plottegg eingerichtet.
Susanne Widl
Cafe Korb
Brandstätte 9, 1010 Wien