"Farbendynamik"
Ausstellung von 08. Mai 2021 bis 04. Juni 2021
Vernissage 11. Mai 2021 ab 19 Uhr
KreativRaum Galerie, Riemergasse 2, 1010 Wien
Rund einhundert Jahre nachdem Piet Mondrian die „Komposition mit Rot, Gelb, Blau und Schwarz“ geschaffen hat, dominieren diese Grundfarben in den Werken von Veronica Taussig, die in den vergangen sieben Jahren ein umfangreiches Oeuvre geschaffen hat, für das andere Künstler viele Jahrzehnte brauchen.
40 Jahre nach Mondrians Neoplastizismus, der von der Weltanschauung Rudolf Steiners beeinflusst war, hat Barnett Newmann mit einer Serie „Who‘s Afraid of Red, Yellow and Blue“ das Publikum irritiert. Ob bewusst oder unbewusst im Geiste des Aktionismus, wirkten seine reduzierten, großformatigen Gemälde auf die Menschen wie Spiegel zur Selbsterkenntnis und provozierten manche Besucher seiner Ausstellungen zu Zerstörungsakten – die Beschädigung der Bilder wurde von manchen Psychologen als Selbstbeschädigung der Täter interpretiert.
Bei Veronica Taussig kehren Rot, Gelb und Blau in Bildern, Skulpturen und Lichtobjekten wieder, die sicher nicht die Intention verfolgen, dem Betrachter Angst einzuflößen. Ihre Werke wirken eher meditativ: beruhigend, integrativ und raumgreifend. Auch ihre Spiral-Streifen-Bilder überschreiten die Fläche und erobern die dritte Dimension. 3D-Kunst wird heute oft mithilfe von Computergrafik realisiert. Taussig dagegen ist ein analoger Mensch: Schere, Messer, Karton und Papier sind die Materialien mit denen Sie Bilder fertigt und Objekte modelliert. Die finale Umsetzung mit Aluminium, Stahl, Glas, Holz und Lack erfolgt in entsprechenden Meisterbetrieben.
Veronica, geboren 1948 in Timisoara (Rumänien), konnte 1961 mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Wien ausreisen. Sie ist mehrsprachig aufgewachsen, das Lernen ist ihr nie schwer gefallen. Trotzdem hat sie die Schulen in Wien als Bürde empfunden. Nicht die Schulen waren zu schwierig für Veronica, sondern Veronica war zu schwierig für die Schulen, denn ihre Vielseitigkeit konnte sie im engen Rahmen der Lehranstalten nicht entfalten. Die Pädagogin Axinia Samoilova bezeichnet solche Talente als „Polymaths“ und entwickelt deshalb Schulalternativen anstelle von Alternativschulen.
Beruflich konnte Taussig als Designerin Fuß fassen und kann auf internationale Erfolge in der Innenausstattung von Hotels verweisen. Bei vielen Auslandsaufenthalten hat sie Künstler der jeweiligen Länder kennengelernt und begonnen ihre Werke zu sammeln. Bei einer Auslandsreise hat Taussig eine Ausstellung von Henri Matisse besucht und dessen Cut-outs für sich entdeckt. Diese Bilder haben sie dazu inspiriert eigene Kunstwerke zu schaffen.
Fast zwingend ist die Frage, wie Taussig die Bereiche Kunst und Design abgrenzt. „Design kommt bei der Gestaltung von Dingen des täglichen Lebens zum Einsatz. Dabei geht es um praktische Überlegungen, von die Strapazfähigkeit der Materialien über die Farbzusammenstellung bis zum Budgetrahmen des Auftraggebers. Als Künstlerin bin ich viel freier. Ich kann jetzt ohne jeglichen Einfluss alles realisieren, was ich will.“
Stilistisch verweisen die Werke der Künstlerin auf Minimalismus und Konstruktivismus. Geometrische Formen überwiegen, doch amorphe Elemente fügen sich harmonisch in ihr Oeuvre. Mit „Light Object White“ und „Light Object Black“ erinnert sie an die in Murano hergestellten Glasköpfe von Kiki Kogelnik, die seit Jahrzehnten begehrte Sammlerobjekte sind. Für alle Werke von Veronica Taussig gilt: Farbe und Form bedingen einander. Sogar Skulpturen, die in poliertem Stahl oder Aluminium ausgeführt werden, sind nicht farblos, sondern spiegeln die Farben der Umgebung.
In ihrem eigenen Haus, in dem sich viele Stilmöbel befinden, zeigt sich die Wirkung ihrer Objekte. Sie sind raumgreifend, das bedeutet nicht, dass diese Kunstwerke den Raum okkupieren, sondern dass sie behutsam in jeden Raum eingreifen, ohne diesen zu dominieren. Taussigs Werke sind integrativ, das zeigt sich auch in ihrem Garten, wo Kunst und Natur harmonisch koexistieren. Nicht zuletzt entfalten diese Werke beruhigende Wirkung, unruhiges Flimmern, das bei digitalen 3-D-Bildern oft auftritt, weiß Taussig zu verhindern.
Die Produktivität der Künstlerin dokumentieren bislang fünf Kataloge, die anlässlich internationaler Ausstellungen erschienen sind:
Colours, Box Freiraum, Berlin 2016
Objects, Congress Centre, Prague 2017
Red, Black and Yellow, City Art Gallery, Łódź 2018
Red, Black and Yellow, Erarta Museum of Contemporary Arts, Sankt Petersburg 2019
Przekroczenia / Crossing, Gallery Apteka Sztuki Warsaw 2020
Weitere Ausstellungen:
Point Gallery “Objects”, Prague 2018
Gallery Systema Art Expo, Osaka 2019
Gallery Ogrodowa 8 - Pop Up Galerie “Przekroczenia/Crossing”, Lodz 2020